6.12.2003: Rede von AVANTI - Projekt undogmatische Linke bei der Auftaktkundgebung vor der alternative

 

Hallo,

ich spreche für AVANTI – Projekt undogmatische Linke und möchte Euch einige Gedanken zum Kampf für den Erhalt der Walli mitteilen.

Die Walli ist ein einzigartiges, lebendiges, subkulturelles Zentrum. Hier verbringen viele von uns einen guten Teil ihrer Freizeit, hier treffen wir Freundinnen und Freunde, hier hören wir Musik, die uns gefällt.

Die Walli, das ist auch das Bauwagen-Wohnprojekt, mit welchem wir uns angesichts der Drohungen der CDU ganz besonders solidarisch erklären.

Doch für uns – als in Lübeck aktive politische Organisation – ist die Walli natürlich besonders als politisches Zentrum unersetzlich. Seit 25 Jahren ist die alternative Basis und Ausgangspunkt für linke und widerständige Kampagnen und Bewegungen.

Wir erinnern an die Bewegung gegen Atomtransporte, die Ende der 80er Jahre mit riesigen Demonstrationen und massiven Blockaden durchsetzen konnte, das der Transport von hochradioaktiven Brennelementen durch Lübeck beendet wurde.

Und wir erinnern an die antifaschistische Politik, die immer untrennbar zum Selbstverständnis des Hauses gehörte. Insbesondere wurden die vielen Demonstrationen und Aktionen gegen Nazi-Aufmärsche auf der Walli organisiert.

Eines war und ist von enormer Bedeutung für die Anti-AKW-Bewegung, für die Antifa, für alle politischen Bewegungen, die erfolgreich sein wollen: Es reicht nicht aus, auf Missstände hinzuweisen. Es reicht nicht aus, an die Einsicht der Herrschenden zu appellieren. Wirkliche Bewegung, die Kraft zur Veränderung entsteht erst dann, wenn viele Menschen gemeinsam den Schritt vom Protest zu Widerstand gehen. Wenn wir nicht nur erklären, dass und warum Atomtransporte gefährlich sind, sondern wir uns den Transporten tatsächlich in den Weg stellen. Wenn wir nicht nur Schilder und Transparente gegen Rassismus in den Wind halten, sondern tatsächlich versuchen, die Naziaufmärsche aufzuhalten und zu verhindern.

Es ist genau das, was in der alternative immer wieder stattgefunden hat und immer noch stattfindet: Menschen beklagen nicht nur ihre Lage, sondern sie schließen sich zusammen, organisieren den Protest – und machen immer wieder den Schritt zum Widerstand.

Nicht nur der CDU, sondern der gesamten etablierten Politik, ist die Walli daher immer ein Dorn im Auge gewesen. Es ist das Widerständige und Unzähmbare, das den Hass der Reaktionäre auf sich zieht.

Während in der Gesellschaft nur noch die Regeln der kapitalistischen Verwertungslogik Geltung haben, während CDU und SPD sich darin überbieten, noch die letzten Reste sozialer Sicherheit zu beseitigen, zeigt die alternative – ganz praktisch und durch ihre bloße Existenz –, dass eine ganz andere Gesellschaft möglich ist. Dass Menschen ihr Zusammenleben selbst organisieren können, dass sie freiwillig zusammen arbeiten, ohne von Geldgier getrieben zu sein.

Wenn heute die Walli bedroht ist und wir für ihren Erhalt kämpfen müssen, dann sollten wir das berücksichtigen, was die erfolgreichen Bewegungen in den vergangenen 25 Jahren ausgemacht hat:

Widerstand ohne eine breite Protestbewegung im Rücken führt in die Isolation. Aber auch der breiteste Protest ist ohne die Bereitschaft zum Widerstand zur Wirkungslosigkeit verdammt.

Das heißt konkret: Wir müssen auf der einen Seite immer wieder argumentieren, warum die Walli erhalten bleiben muss, was für eine Vielfalt an kulturellen und politischen Angeboten sie bietet. Wir müssen uns immer wieder mit den Argumenten unserer politischen Gegner auseinandersetzen und geduldig erklären, warum die CDU auf dem Holzweg ist.

Aber wir werden nur dann Erfolg haben, wenn wir auch die Bereitschaft zum Widerstand entwickeln. Von dieser Demonstration muss das Signal ausgehen: Heute sind wir noch zum Protestieren gekommen. Aber wenn die CDU den Konflikt weiter eskaliert, wenn tatsächlich eine Räumung der Walli drohen sollte – dann sind wir alle wieder da. Wer die Walli räumen will, der muss zuerst ans uns vorbei!

HASTA LA VICTORIA – SIEMPRE !