3.2.2004: Redebeitrag der Gruppe "Jugend für die Walli"

 

Hallo, ich bin Sabrina und spreche für die Gruppe „Jugend für die Walli“.

Wir haben uns heute hier versammelt, um für den Erhalt der alternative am jetzigen Standort zu demonstrieren. Der Mietvertrag der alternative läuft am 28. Februar aus. Das heißt, es bleiben von heute an nur noch 26 Tage, an denen wir das kulturelle, das politische und das soziale Angebot der Walli nutzen können. Dann würde es für uns in Lübeck keine Möglichkeit mehr geben, uns ohne jeglichen Konsumzwang zu treffen, wir können keine Konzerte mehr zu für uns bezahlbaren Preisen besuchen und es würde die einmalige Möglichkeit wegfallen, sich politisch unabhängig zu orientieren. Das ist nur auf der Walli möglich, genau das macht sie einzigartig- und für uns unverzichtbar.

Die alternative stellt für uns eine Basis dar, wie wir unsere Freizeit sinnvoll gestalten können und gleichzeitig Hilfe für unsere alltäglichen Probleme bekommen. Hier wird deutlich, was die Walli für eine große soziale Arbeit leistet, die auch für die Stadt unbezahlbar wäre. Nur hier können wir uns frei entfalten und selbst verwirklichen.

Genau dies wird für uns junge Menschen immer schwieriger, da alles, was nach der kapitalistischen Verwertungslogik des Staates nicht gewinnbringend ist, gekürzt und gestrichen wird. Wir spüren diesen Druck und die Einengung. Orte wie die Walli stellen für uns einen Punkt dar, an dem wir ohne jeglichen Anpassungs- und Unterwerfungszwang diskutieren und arbeiten können.

Wir deuten den von der CDU-Mehrheit in der Bürgerschaft beschlossenen Knebelvertrag als einen Versuch der Zerstörung der Walli. Die Forderung einer jährlichen Miete von 27600 Euro bei einer Vertragsverlängerung von gerade einmal 16 Monaten und Beendigung des Bauwagen-Wohnprojektes, halten wir für ein unkommerzielles und selbstverwaltetes Zentrum für nicht annehmbar. Alle Arbeiten werden ehrenamtlich ausgeführt und das Gelände von den Nutzerinnen und Nutzern selbst instandgehalten.

Die CDU begründet ihren Beschluss damit, dass es potentielle Investoren für das Gelände auf der Wallhalbinsel gibt. Das Gelände sei ein „Filetstück“, deswegen soll es schnellstens verscherbelt werden, damit Geld in die leere Stadtkasse kommt. In Wirklichkeit jedoch gibt es bis einschließlich heute keinen Interessenten. Wir erklären uns das Vorgehen der CDU so: Es wird versucht, alternative Kultur zu zerschlagen, weil es nicht in das konservative Weltbild der CDU passt und es wird versucht, linke Projekte weiter zu illegalisieren. Es geht der CDU um das, wofür die alternative steht: Subkultur, Selbstbestimmung und linke Politik. Dies alles soll verschwinden. Es soll ersetzt werden durch Konsum, Sauberkeit und Angepasstheit. Wir werden das nicht hinnehmen und Widerstand leisten. Seit über 25 Jahren ist die alternative Ausgangspunkt für politische Kampagnen und Bewegungen. Hier sei nur auf die langjährige antifaschistische Arbeit verwiesen. Sollte sich zeigen, dass die CDU ihr rational nicht nachvollziehbares Vorhaben tatsächlich wahr machen wird, dann wird die Walli ab dem 29.Februar besetzt sein.

Wir möchten mit der heutigen Demonstration ganz klare Worte an die CDU richten:

Wir werden nicht weichen und die Freiräume verteidigen!
Ein Leben ohne die Walli ist möglich, aber sinnlos!
Walli bleibt!!!